Die finanziellen Aspekte beim Betrieb eines Tattoostudios

Der Betrieb eines Tattoostudios kann ein erfüllendes Geschäft sein, erfordert jedoch auch eine gründliche Auseinandersetzung mit den finanziellen Aspekten. Von der Preisgestaltung bis hin zu den Abgaben gibt es zahlreiche Faktoren, die den vom Kunden gezahlten Betrag reduzieren und die Rentabilität des Studios beeinflussen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten finanziellen Posten, die Sie als Betreiber eines Tattoostudios berücksichtigen sollten.

1. Umsatzsteuer

In Deutschland unterliegt die Erbringung von Tattoo-Dienstleistungen der Umsatzsteuerpflicht. Der aktuelle Steuersatz beträgt 19 %. Das bedeutet, dass ein Teil des vom Kunden gezahlten Betrags direkt an das Finanzamt abgeführt werden muss.

Beispielrechnung:

  • Tattoo-Preis (brutto): 500 € 
  • Umsatzsteuer (19 %): 79,83 € 
  • Netto-Einnahmen: 420,17 € 

Es ist wichtig, die Umsatzsteuer korrekt zu berechnen und regelmäßig an das Finanzamt zu überweisen. Dies erfordert eine saubere Buchführung und rechtzeitige Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldungen.

2. Einkommenssteuer

Nach Abzug aller betrieblichen Kosten und der Umsatzsteuer verbleibt der Gewinn des Studios. Dieser unterliegt der Einkommenssteuer (bei Einzelunternehmen) oder Körperschaftssteuer (bei GmbHs). Der Steuersatz variiert je nach Gewinnhöhe und persönlichem Steuersatz des Inhabers.

Hinweis: Es ist ratsam, Rücklagen für die Einkommenssteuer zu bilden, um böse Überraschungen bei der Steuererklärung zu vermeiden.

3. Miet- und Nebenkosten

Die Miete für die Studiofläche ist oft einer der größten Fixkostenposten. Hinzu kommen Nebenkosten wie Strom, Wasser und Heizkosten. Insbesondere Tätowierer benötigen eine zuverlässige Energieversorgung, da Geräte wie Tattoomaschinen, Beleuchtung und Sterilisatoren dauerhaft betrieben werden müssen.

4. Ausstattung und Verbrauchsmaterialien

Ein professionelles Tattoostudio erfordert eine hochwertige Ausstattung, die regelmäßig erneuert werden muss. Dazu gehören Tattoomaschinen, Farben, Nadelmodule, Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe. Diese Kosten steigen mit der Anzahl der Aufträge und sollten daher in die Kalkulation einbezogen werden.

Typische Kostenposten:

  • Tattoofarben: 10–50 € pro Farbe 
  • Nadelmodule: 1–5 € pro Stück 
  • Hygieneartikel (Handschuhe, Abdeckfolie): 1–2 € pro Kunde 

5. Personalkosten

Falls Angestellte beschäftigt werden, sind Personalkosten ein wesentlicher Faktor. Neben dem Bruttogehalt fallen Arbeitgeberanteile für Sozialversicherungen (ca. 20–25 % des Bruttogehalts) an. Bei freiberuflichen Tätowierern kann eine prozentuale Umsatzbeteiligung vereinbart werden.

6. Versicherungen: Details zu den Absicherungen

Der Betrieb eines Tattoostudios birgt Risiken, die durch gezielte Versicherungen minimiert werden können. Hier ein genauerer Blick auf die wichtigsten Versicherungen:

Betriebshaftpflichtversicherung

Sie schützt vor Schadensersatzansprüchen durch Kunden, z. B. bei gesundheitlichen Komplikationen durch unsachgemäße Tätowierungen oder durch Unfälle im Studio (wie Stürze).
Kosten: 200–800 € jährlich, abhängig von Studiogröße und Leistungsspektrum.
Beispiel: Ein Kunde erleidet eine allergische Reaktion auf die Farben, obwohl alle Hygienevorschriften eingehalten wurden. Die Versicherung übernimmt Behandlungskosten oder Entschädigungen.

Inventarversicherung

Deckt Schäden an der Studioausstattung durch Einbruch, Feuer, Wasser oder Vandalismus ab.
Kosten: 150–600 € jährlich.
Beispiel: Bei einem Wasserschaden werden Tattoomaschinen und Möbel zerstört. Die Versicherung übernimmt die Wiederbeschaffungskosten.

Berufsunfähigkeitsversicherung (optional)

Tätowierer arbeiten mit hoher Präzision, und eine Verletzung der Hände oder dauerhafte gesundheitliche Probleme könnten das Einkommen gefährden. Diese Versicherung sichert das Einkommen bei Berufsunfähigkeit.
Kosten: Je nach Alter und Gesundheit des Inhabers: 50–200 € monatlich.

Unfallversicherung

Sie schützt das Studio und die Mitarbeiter vor den finanziellen Folgen eines Unfalls, der während der Arbeit passiert. Optional kann sie auch Unfälle in der Freizeit abdecken.
Kosten: 100–300 € jährlich.
Beispiel: Ein Mitarbeiter verletzt sich bei der Reinigung des Studios an einer defekten Lampe. Die Versicherung übernimmt Behandlungskosten und eventuelle Lohnausfälle.

Rechtsschutzversicherung (optional)

Falls es zu rechtlichen Streitigkeiten mit Kunden oder Vermietern kommt, übernimmt diese Versicherung die Kosten für Anwälte und Gerichtsverfahren.
Kosten: 200–500 € jährlich.

7. Werbung und Marketing

Ein professionelles Erscheinungsbild ist entscheidend, um Kunden zu gewinnen. Die Ausgaben für Website-Erstellung, Social-Media-Werbung und lokale Marketingkampagnen sind häufig notwendig. Je nach Budget können diese Kosten zwischen einigen Hundert und mehreren Tausend Euro pro Jahr liegen.

8. Gebühren und Beiträge: Durchschnittswerte und Beispiele

Tattoo-Studios sind als Gewerbebetriebe verpflichtet, verschiedene Gebühren und Beiträge zu zahlen. Diese variieren je nach Standort, Rechtsform und Umsatz, sind jedoch feste Ausgaben, die in die Kalkulation einfließen müssen.

Gewerbesteuer

Die Gewerbesteuer wird auf den Gewinn des Unternehmens erhoben. Die Höhe hängt vom Gewerbesteuer-Hebesatz der jeweiligen Gemeinde ab, der in Deutschland durchschnittlich bei 400 % liegt.
Beispielrechnung:

  1. Gewinn: 50.000 €
  2. Gewerbesteuermessbetrag: 3,5 % von 50.000 € = 1.750 €
  3. Gewerbesteuer: 1.750 € × 400 % = 7.000 €

GEMA-Gebühren

Musik im Studio fördert eine angenehme Atmosphäre, unterliegt jedoch der Lizenzpflicht der GEMA. Die Kosten richten sich nach der Raumgröße und dem Zweck.
Beispielwerte:

  • Studio mit 50 m² und Hintergrundmusik: ca. 120–300 € jährlich.
  • Größere Studios oder intensivere Nutzung: höhere Gebühren.

9. Rücklagenbildung

Ein Teil der Einnahmen sollte für unerwartete Ausgaben zurückgelegt werden, wie etwa Reparaturen, rechtliche Streitigkeiten oder finanzielle Engpässe. Auch zukünftige Investitionen, etwa in neue Technologien oder größere Räumlichkeiten, erfordern finanzielle Polster.

Fazit

Mit einer detaillierten Planung der finanziellen Posten, einschließlich Versicherungen und Gebühren, können Sie Ihr Tattoostudio langfristig schützen und erfolgreich führen. Insbesondere die Wahl der richtigen Versicherungen und das Einplanen aller Gebühren und Beiträge sind essenziell, um finanzielle Risiken zu minimieren und jederzeit liquide zu bleiben. Durch diese Maßnahmen schaffen Sie eine stabile Grundlage für Ihr Geschäft und konzentrieren sich auf das Wesentliche: Ihre künstlerische Arbeit und die Zufriedenheit Ihrer Kunden.

Foto von Jakub Żerdzicki auf Unsplash